Ein fürstlicher Spaß

[Tag 3]

Klingelingeling. Weil wir einen vollgepackten Reiseplan haben und dementsprechend früh aufbrechen wollen, beginnt der dritte Tag, bzw. der Morgen nach der ersten Nacht, auf japanischem Boden gnadenlos um halb sieben Ortszeit.

Nach und nach treffen die Mitreisenden in der Hotellobby ein und lassen sich vom japanischen Frühstück überraschen. Onigiri, Nudelsalat, Misosuppe, etwas Grünes und kleine Wiener trifft es ganz gut. Mir persönlich gefällt es, ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass der ein oder andere den kleineren Kulturschock erstmal wortwörtlich verdauen muss. Für eben diese gibt es aber glücklicherweise auch Toastbrot.

Toyoko Inn Frühstück

Bevor wir uns auf zur ersten Station des Tages mache, tanke ich noch mit Marco im nahe gelegenen Kombini (24-Stunden-Mini-Markt) Trinken und Omochi (Klebereisbällchen mit verschiedenen Füllungen) für den Tag. Um 8 Uhr geht’s dann auch schnurstracks los zur Metro (aka U-Bahn), wo uns Andreas nochmal erklärt, wie japanische Fahrpläne zu verstehen sind und welche Verhaltensweisen in Bahnen Japaner zu schätzen wissen, beispielsweise den Rucksack nach vorne umzuschnallen, wenn’s mal etwas voller im Wagon ist oder auch einfach mal die Klappe zu halten. Sehr angenehm. 

Nach einmaligen Umsteigen gelangen wir schließlich zur Station „Tokyo“. Der Stationsname ergibt sich aus dem Umstand, dass fussläufig direkt der Kaiserpalast, quasi das Zentrum, liegt. Man spricht daher auch vom maru-no-uchi , dem Kreis der Inneren. Andreas klärt uns auf, dass nach Volkszählung kaum mehr als 20 Leute in diesem Viertel wohnhaft sind und nahezu die gesamte Fläche, die zum Großteil Mitsubishi gehört, Bürogebäude sind.

Hochhausschluchten

Nachdem wir uns unseren Weg durch die Hochhausschluchten gebahnt haben, eröffnet sich vor uns der Vorplatz zum Kaiserpalast in Mitten einer kleinen Idylle von Grünflächen, Burggraben und Kieselsteinchen. Kaiser Klausi verlangte Einlass in den Palast, aber scheinbar waren alle Bediensteten schon in ihren verdienten Wochenende, sodass das Tor bei seiner kurzfristigen Visite verschlossen blieb.

Von dort geht es mit der Japan Railway (JR) zum Meiji-Schrein. Der Shinto-Schrein in seiner grünen Oase in der Metropole gebührt dem damaligen ehemaligen Kaiser Meiji, der seinerzeit als direkter Nachfahre von Amaterasu, der höchsten japanischen Göttin, verehrt wurde. Dort können wir bei bestem Wetter nicht nur die Architektur bestaunen sondern auch einen Blick auf eine traditionelle japanische Hochzeit werfen.

Hochzeitsprozession im Meiji-Schrein

Nach dem Meiji-Schrein geht es für die Gruppe weiter zur Mittagspause in Yuraku-Viertel. Hier essen wir in verschiedenen kleinen Restaurants, wobei Marco und ich uns für Yoshinoya entscheiden, ein sehr weiterverbreitetes japanisches Fastfood-Restaurant mit guten und günstigen Gyudon (Rindfleischstreifen auf Reis).

Yoshinoya

Gestärkt bricht der Großteil der Reisegruppe auf nach Ginza, einer Shoppingmeile mit Nobel-Einkaufsshaus. Marco und ich entscheiden uns stattdessen (nach dem Andreas davon geredet hat) Big-Kamera aufzusuchen, eine Art überdimensionierter Media Markt/Saturn. Und wie enorm überdimensioniert. Geflasht von all den Eindrücken schaffen wir es gerade so in der vereinbarten Stunde zurück zum Treffpunkt bevor wir mit der Gruppe zum ehemaligen Schwarzmarkt aufbrechen. In der Ameyoko Einkaufsstraße werden heute allerdings keine illegalen Utensilien mehr feil geboten, dafür unter anderem frische wie lebende Fische und anderes Getier.

Am Ende des ehemaligen Schwarzmarkts überrascht uns ein weiterer Elektro-Fachhandel, diesmal das Yodobashi-Kamera. Unnötig zu erwähnen wo Marco und ich als nächstes hingehen, zumal der offizielle Teil des Tages sowieso erledigt war =). 

Nachdem wir auch diesen Fachhandel ausgecheckt haben schauen wir noch fix im Ueno-Park vorbei. Kurz nach 5 (freitags, wohlgemerkt) waren dort schon die ansässigen Imbisse geschlossen oder drauf und dran dicht zu machen. Kein Problem, unsere Füsse haben zu dem Zeitpunkt eh schone keine große Lust mehr, viel weiter zu gehen. Wir machen uns also auf den Weg zurück zum Hotel.

Dabei verirren wir uns kurzzeitig im JR-Bahnhof Ueno statt dem U-Bahnhof, was wir mit einem Lehrgeld von 140 Yen (wir haben getrödelt, sumimasen) begleichen, bis wir uns letztlich in einem Ramen-Restaurant wiederfinden. Es gibt, Überraschung, Ramen. Aber auch Gyoza. Und wer in Japan ist sollte bitte auch Gyoza essen, damit er ja nix verpasst.

Um 19 Uhr kommen wir schließlich auf dem Hotelzimmer an, verschnaufen kurz und gehen dann voller Mut auch schon wieder zusammen mit Inken, aus unserer Gruppe, los in eine Karaoke-Bar.

Fazit: super. Technik 1A und auch für die, die bisher über Sayonara und Konnichiwa nicht weiter hinausgekommen sind zu empfehlen (internationale Titel sind vorhanden, auch wenn Helene Fischer wohl eher nicht auftauchen wird)

Wir hoffen, dass wir auch die bisher eher Schüchternen noch davon überzeugen können, mitzukommen um auch einmal ein Blick in eine Karaoke-Bar zu werfen. Vielleicht schaffen wir es ja diese Reise ja nochmal in einer etwas größeren Gruppe.

Damit geht der dritte Tag der Reise zu Ende. Zufrieden und müde gehts ins Toyoko Inn zurück. 😴