Kleine Menschen im großen Tempel

[Tag 16]

Der Temple-Run geht am dritten Tag in Osaka in die letzte Etappe. Wir verlassen die Stadt und besuchen Nara im Osten.

Kunterbunte Ordnung

Nach 1½ Stunden mit der Bahn erreichten wir die erste feste Hauptstadt Japans. Die Gegend ist stark vom Buddhismus geprägt, Tempel überall. Der erste auf unserer Route war der Todaiji‑Tempel. Im Bahnhof stießen wir auf eine Grundschulklasse, welche ebenfalls einen Tagesausflug unternahm. Uns fiel sofort die Ordnung uns Gehorsamkeit der Kinder auf. Sie trugen alle eine farbige Mütze, je nach Klassennummer Grün, Blau, Rot oder Gelb. Ein jedes blieb bei seiner farblichen Gruppe. Kein Einziges machte faxen oder hampelte in der Gegend herum, sondern alle saßen geduldig auf dem Boden. Wir erregten ihre Aufmerksamkeit, als wir etwas Abseits einige Bilder von ihnen machten. Die Kinder freuten sich, winkten und lächlteln in die Kamera. Als die Lehrer/Begleiter das Signal zum Start gaben setzte sich eine ganze Kinder-Karawane in Gang. Ordentlich in Zweierreihen verließen sie den Bahnhof. Während sie an uns vorbei gingen winkten uns die Kleinen grinsend zu. Mit etwas Abstand folgten wir ihnen.

Geduldige Schulkinder

Der Megatempel

Die ganze Gegend besteht aus weitläufigen Grünanlagen. Hunderte Rehe laufen hier frei umher und belagern die Touristen. Wer nicht aufpasst, der wird dreist angeknabbert. Mehrere befahrene Straßen durchziehen auch diesen Teil der Stadt. Für den Autoverkehr schienen die Rehe am Straßenrand kein Problem darzustellen.

Freilaufende Rehe in Nara

Als wir den Tempel erreichten sahen wir ein Meer aus Schulklassen vor uns mit noch mehr bunten Mützen. Aber auch Mittel- und Oberschüler waren unter ihnen. Diese trugen jeweils ihre Schuluniform. Das Gemenge sah übrigens schlimmer aus, als es tatsächlich war. Denn es gab genug Platz für alle. Der Tempel versteckte sich hinter einer Mauer. Nur dessen Dach war von Weitem zu sehen. Mit den Eintrittskarten konnten wir hinter die Mauer treten. Und da lag er: Ein Mega-Tempel. Wie ein riesiges Raumschiff stand das größte Holzbauwerk der Welt vor uns. Über die Mauer war dessen wahre Dimension noch kaum zu erahnen. Der Anblick war eindrucksvoll. In seinem Inneren beherrbergt der Tempel unter anderem eine 16m hohe Buddhastatue.

Laternen

Zu Fuß gingen wir weiter durch einen kleinen Hain. Hier fanden wir den Kasuga-Schrein. An unserem Wegesrand stehen tausende Laternen (Tōrō). Schulkinder saßen im Schatten der Bäume und erledigten ihre Tagesaufgaben. Hier zeichnen sie. Ihre Motive waren offenbar die Laternen und Gebäude des Schreins. Wir liefen weiter zum Kofukiji-Tempel und konnten dort eine 55m hohe Pagode aus Holz bestaunen.

Toro am Wegesrand

An dieser Stelle endete der offizielle Teil des Tages und des Koyama-Reiseprogramms. Herr Koyama basaß selbstverständlich noch einige heiße Tipps. Die kommenden zwei Tage in Osaka konnten wir jedenfalls frei gestalten oder an freiwilligen Ausflügen teilnehmen.

1000 Fuß

Die Gruppe zerstreute sich. Während einige Reiseteilnehmer noch in Nara verblieben, folgten Jonas und ich gemeinsam mit einer handvoll Begleiter Herrn Koyama zurück nach Osaka zum Abeno Harukas, dem höchsten Hochhaus Japans! Für 1500 Yen (~11 Euro) durften wir den großen Fahrtstuhl betreten. Dessen Decke besteht ganz aus Glas und man kann während der Fahrt nach oben den beleuchteten Fahrstuhlschacht vorbeisausen sehen. Innerhalb weniger Sekunden brachte uns der Fahrstuhl aus der 16. in die 60. Etage in 300m Höhe. Die Tür öffnete sich und das erste was ich sah war ein Ausblick über die Stadt, der mir den Atem verschlug. Damit hatte ich nicht gerechnet. Endorphine sprudelten durch meinen ganzen Körper. Begeistert lief ich näher zum Fenster, welches rundum von der Decke bis zum Boden reichte. Ich konnte nicht fassen was ich sah und lief aufgeregt den Gang entlang. Es war der ABSOLUTE WAHNSINN! Egal zu welcher Seite man hinausschaute. Das Meer aus Gebäuden reichte bis zum Horizont. Die Stadt schien einfach keine Grenzen zu haben. Selbst die großen Häuser wirkten von hier oben wie Spielzeuge.

Nach einer Weile verließen wir die Aussichtsetage und fuhren wieder hinab zum Erdboden. Jonas und ich bummelten noch allein durch ein nahe gelegenes Manga- und Anime-Geschäft, bevor auch wir zum Hotel zurückkehrten, wo wir nach einem Abendessen unseren aufregenden Tag beendeten.