Kimonos in Kyoto

[Tag 14]

Die erste Nacht in Osaka haben wir gut überstanden. Auf dem Ausflugsplan für die kommenden Tage steht die einstige Kaiserstadt Kyoto.

Silber

Kyoto befindet sich unweit von Osaka. Entfernt könnte man beide Gebiete mit Köln/Düsseldorf vergleichen. Allerdings leben hier im Ballungsraum mehr als 13 Millionen Menschen! Täglich pendeln zehntausende Menschen zwischen den Städten hin und her. Wir tun es ihnen gleich und fahren mit dem Hankyu Express von Osaka nach Kyoto. Etwa 45 Minuten dauerte die Zugfahrt. Mit dem Bus erreichten wir schließlich unsere erste Adresse: Den Ginkakuji-Tempel (Silbertempel). Er ist zwar nicht sehr groß, dafür aber besonders schön gestaltet. Beeindruckend war der große Trockengarten vor dem Schrein, dessen Kiesel mit höchster Präzision in Form gebracht wurden. Auch die Grünanlagen standen dem in Nichts nach. Penibel werden diese jeden Morgen gereinigt und von heruntergefallenen Blättern befreit. Heute schien die Sonne und es war angenehm warm. Einige Bäume und Sträucher begannen sich bereits in herbstlichen Farben zu schmücken, sodass sich uns ein atemberaubendes Bild zeichnete. Der Ginkakujin ist einer der schönsten Tempel, die wir bisher besuchten. Es ist noch früher Nachmittag, und der Andrang moderat. Wir ahnten nicht, dass wir später auch das extreme Gegenteil kennenlernen sollten.

Kaiserlich

Anschließend wandelten wir zu Fuß auf dem philosophen Weg durch die Stadt zum nächsten Stopp. Auf dem Weg passierten wir etliche kleinere Tempel und Schreine. Kyoto ist durchsetzt mit unzähligen dieser Anlagen und gilt nicht zuletzt deshalb als kulturelles Zentrum Japans. Unseren zweiten Halt hatten wir im schintoistischen Heihan-Schrein. Er besitzt einen sehr weitläufigen Innenhof, welcher den Besucherandrang verstreut. Ganz ohne Stress konnten wir auch diese Besichtigung genießen.

Heihan-Schrein

Menschenmassen

Als letztes besuchten wir den buddhistischen Kiyomizu-Tempel. Der Weg hinauf führt durch die Altstadt, dem Gion-Viertel. Schon am Eingang begegneten uns viele Menschen mit farbenprächtigen Kimonos. Vor allem junge Frauen waren in traditioneller Bekleidung unterwegs. Aber auch Pärchen fanden sich unter ihnen. Wer selbst keines dieser edlen Kleidungsstücke besitzt, kann sich auch eines in einem der nahegelegenen Geschäfte leihen. Auf dem Weg nach oben warteten viele Souvenirgeschäfte auf Kundschaft.

Shintō Hochzeit

Der Spaziergang und die Besichtigung des Tempels hätten eigentlich sehr schön sein können. Es zwängten sich extrem viele Besucher durch die engen Gassen der der Altstadt. Es ist Sonntag und das schöne Wetter stiegerte nochmals drastisch die Besucherzahlen. Die Tempelanlage platzte förmlich aus allen Nähten. Der enorme Andrang ließ leider die tatsächliche Schönheit des Tempels gänzlich in den Hintergrund treten. Der Adrenalinpegel stieg und ich wollte nur noch raus. Wieder unten an der Straße spielte sich ein erstaunliches Spektaktel ab. Busse, Taxis, Autos und Touristen verstopften die kleinen Straßen am Rande der Altstadt. Auch in der großen Einkaufsstraße Kyotos herrschte großes Gedränge. Im Gegensatz zu Tokyo konzentrieren sich hier die Massen auf sehr viel kleineren Raum. Ich war froh, als ich mich wieder im Zug in Richtung Osaka fand. Schade, dass es auf unserer letzten Etappe so stressig wurde. Denn abgesehen davon war es ein sehr schöner Tag.