Sonntag ist Shoppingtag

[Tag 5]

Heute am Sonntag haben wir frei. Es sind keine regulären Ausflüge geplant. Jeder kann die Stadt auf eigene Faust erkunden und entdecken.

Andreas bietet dennoch einen freiwilligen Ausflug für Interessierte an, an dem wir gerne teilnehmen. Ziel ist Odaiba, eine künstlich geschaffene Insel in der Bucht von Tokyo und ein beliebtes Einkaufsviertel sowie Naherholungsgebiet. Wir waren bei unserem letzten Besuch schon einmal hier (als wir den Ausflug nach Kamakura verschlafen hatten), aber sind neugierig, was uns Andreas noch so über die Gegend verraten kann.

Mit der Yurikamone-Linie fahren wir auf die Insel. Die Züge sind automatisiert und fahren gänzlich automatisiert hin und her. Ganz vorne ist keine Fahrerkanzel. Stattdessen befindet sich hier eine große Frontscheibe mit Blick in voraus auf die Stecke. Über die Rainbowbridge geht es auf die Insel. In der Nähe der Strandpromenade steigen wir aus und laufen hinunter ans Wasser. Zu Fuß spazieren wir auf der Promenade den Strand entlang. Unterwegs treffen wir auf viele Japaner mit ihren Kindern, die hier ihren freien Tag verbringen, die ihre Zelte auf den Wiesen vor dem Strand aufgeschlagen haben. Ein Stück weiter entdecken wir wir Lady Liberty. Offenbar steht sie gar nicht vor New York in Amerika, sondern genau hier in Tokyo.

Im Einkaufszentrum nebenan machen eine Pause für ein kleines Mittagessen oder zum Shopping. Jonas und ich vertreiben uns die Zeit mit der Suche nach einigen Souvenirs. Außerdem suchen wir nach eine Sonnencreme, da Jonas sich am Vortag in Kamakura einen leichten Sonnenbrand zugezogen hat.

Nach der Pause fahren wir zurück in das Stadtzentrum nach Akihabara. Hier trennen wir uns von der Gruppe und gehen unserer eigenen Wege. Wir wollen unsere Shoppingtour vom Vortag fortsetzen, aber verspüren zunächst etwas Hunger und machen halt in einem Tonkatsu Imbiss ganz in der Nähe.

Als wir den Imbiss verlassen, kündigt sich auf der Straße etwas besonderes an. An diesem Wochenende findet in Akihabara das Kanda-Matsuri statt. Es ist eines der drei großen Shinto Feste in Tokyo. Ursprünglich eingeführt als Demonstration des Wohlstandes des Tokugawa-Shogunats, wird heute den Göttern des Kanda-Schreins die Ehre erwiesen. Dabei werden sogenannte Mikoshi, das sind tragbare Schreine (Göttersänften), von großen Gruppen durch die Straßen getragen. Alle jubeln und rufen im Gleichtakt, der die Schrittgeschwindigkeit vorgibt und die Sänften hin- und herschaukeln lässt. Alle haben einen Riesenspaß. Auch die Kinder dürfen mitmachen. Einzelne Mikoshi haben wir bereits vor unserem Mittagessen durch die Straßen ziehen sehen. Nun haben sich alle zu einem Zug vereint und passieren die Kreuzung an der wir gerade stehen.

Nach einigen Minuten ist das Spektakel vorbei. Auf das Einkaufshaus haben wir plötzlich keine Lust mehr. Wir überlegen was wir stattdessen mit dem Nachmittag anstellen sollen. Ich schlage vor einen Abstecher nach Shibuya zu unternehmen , um dort die berühmte große Fußgängerkreuzung und die Hachiko Statue zu besuchen. Hachiko ist ein Akita-Hund, der in Japan zum Symbol der Treue und Loyalität geworden ist. Anfang des 20. Jahrhunderts wartete dieser Hund stets am Bahnhof Shibuya auf sein Herrchen. Selbst als dieser verstorben war, wartete Hachiko noch jeden Tag auf seine Rückkehr.

Hachikō Statue

Auch hier in Shibuya herrscht reges Treiben. Die Fußgängerkreuzung ist tatsächlich riesig. Besonders ist, dass die Ampeln für Fußgänger alle zur gleichen Zeit auf Grün schalten und alle Leute kreuz und quer über die Straße laufen. Nachdem wir die andere Straßenseite erreichen, betreten wir spontan eines der angrenzenden Kaufhäuser. Wir staunen wieder einmal über die Dimensionen. Denn zu diesem Kaufhaus gehören vier Gebäude mit je 8 Stockwerken. Nach einer kurzen Besichtigung finden wir wieder den Weg nach draußen, nur an ganz anderer Stelle als zuvor. Wir versuchen uns einen Weg zurück zum Bahnhof zu bahnen. Auf unserem Weg kommen wir an einem großen Musikgeschäft vorbei. Das ist die Chance für uns, da auf unserer Einkaufsliste noch einige CDs stehen. Auch dieses Geschäft ist mit seinen insgesamt 8 Etagen erwartungsgemäß riesig. Ich finde wonach ich suche: City-Pop Musik, japanische Kultmusik aus den 80er Jahren. Hier gibt es dafür ein ganzes Regal. Jonas ist bei seiner Suche nach einem Anime Soundtrack ebenfalls erfolgreich. Zufrieden fahren wir zurück zu unserem Hotel.

Obwohl es inzwischen Abends ist, habe noch nicht genug vom Shopping und möchte noch etwas bummeln gehen. Auf den letzten Metern zum Hotel trennen sich die die Wege von Jonas und mir. Jonas geht schon mal vor zum Hotel. Ich besuche das Don Quijote in der Nachbarschaft. Etwa eine weitere Stunde verbringe ich darin und stöbere durch das vielfältige Sortiment. Ich habe einen schönen Rucksack gefunden, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob ich diesen kaufen sollte. Mit leeren Händen kehre ich erst einmal zum Hotel zurück. Auf dem Weg hole ich mir noch ein schnelles Abendessen im Kiosk.

Don Quijote

Jonas treffe ich in der Hotellobby wieder. Nach dem Abendessen machen wir wir uns dann doch noch einmal gemeinsam auf den Weg zum Don Quijote, um den Rucksack zu kaufen. Es ist inzwischen kurz vor 11 Uhr. Aber das ist kein Problem, denn das Kaufhaus ist rund um die Uhr geöffnet – jeden Tag.

Erschöpft fallen wir spät in der Nacht in unsere Betten. Morgen endet unsere Zeit in Tokyo und die Reise geht weiter nach Ueda.