Goldene Zeiten

[Tag 9]

Das Programm heute ist vielversprechend. Wir besichtigen die Stadt. Es gibt eine Menge zu sehen.

Unsere erste Station ist die Kanazawa-Burg, oder besser die Burganlage. Von der ehemaligen Burg und dessen Gebäuden ist jedoch nichts mehr übrig. Sie vielen zur Meiji-Restauration der Zerstörung zum Opfer. Nur die Befestigungsmauern sind noch erhalten. Heute erstreckt sich auf dem Gelände ein Park. 2001 wurde eines der Gebäude, das Langhaus, rekonstruiert. Dabei wurden die alten Handwerkstechniken eingesetzt um dem Original so nah wie möglich zu kommen. Bemerkenswert ist, dass keine Nägel verwendet wurden. Alle Elemente sind über verschiedene Stecksysteme fest miteinander verbunden.

Der zweite Stopp ist der Kenroku-Garten. Dies ist ein typischer Landschaftsgarten aus der Edo-Zeit und zählt du den drei schönsten in Japan. Wahrzeichen ist eine zweibeinige Laterne, welche man auf vielen Souvenirs wiederfindet. Der Besucherandrang ist groß, verteilt sich aber auf der weitläufigen Anlage. Die Gruppe teilt sich auf und jeder kann den Garten selbständig erkunden. Es ist Mittag und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel herab. Jonas und ich huschen deshalb von einem Schatten zum nächsten, um uns keinen Sonnenbrand zu holen.

Nach der Besichtigung machen wir eine Mittagspause. In der Nähe begeben wir uns auf Andreas‘ Empfehlung in ein Restaurant. Hier finden wir auch die anderen Reiseteilnehmer. Das Restaurant ist etwas verrümpelt und die alten Damen vor wie auch hinter dem Tresen wirken etwas überfordert ob der Gästezahl. Dennoch, das essen Katsukare (Schnitzelcurry) schmeckt sehr gut.

カツカレー (Katsukare)

Zu Fuß geht es weiter zum Blattgold-Museum. Kanazawa ist die Wiege des Blattgold-Handwerks. Hier wird 99% des edlen Materials (in Japan) produziert. So bedeutet der Name der Stadt nicht zuletzt deswegen Goldquelle. An vielen Orten findet man Geschäfte, die Handwerkskunst verziert mit Blattgold anbieten. Die Auswahl reicht von Souvenir-Kitsch bis zu hochpreisigen Erzeugnissen. Besonderes Highlight scheint der Genuss von Softeis mit einem Blatt Blattgold obendrauf zu sein, wofür es in den Touristengegenden der Stadt viele Eisverkäufer gibt. Für umgerechnet 7-10 Euro ist diese exklusive Schleckerei zu haben.

Im Museum gibt uns der Chef persönlich die Ehre für eine Führung. Dabei erklärt er, wie Blattgold heute noch auf traditionelle Weise hergestellt und wie es verwendet wird. Die Führung ist durchaus interessant. Doch durch das Dämmerlicht in den Ausstellungsräumen werde ich ganz schläfrig.

(Im Museum waren keine Fotos erlaubt)

Der letzte Programmpunkt ist der Besuch des ehemaligen Rotlichtviertels Higashichayagai (zu deutsch Östliches Teehausviertel). Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Vergnügungsviertel für reiche Kaufleute gegründet. Bis heute sind die alten Häuser sehr gut erhalten und beherbergen viele Kunsthandwerksläden und Cafés. Zwischen den alten Holzgitterfassaden fühlt man sich direkt in alte Zeiten zurückversetzt. In Kyoto gibt es ähnliche Viertel, jedoch drängen dort große Menschenmassen durch die kleinen Straßen. Hier in Kanazawa ist es dagegen angenehm ruhig.

Nach diesem letzten Termin endet auch das Ausflugsprogramm des Tages. Wer möchte bleibt noch schlendert noch etwas durch die altertümlichen Straßen. Jonas entscheidet sich für den Rückweg zum Hotel. Er möchte noch einen Sammelkartenladen besuchen. Monika schlägt den Besuch einer Sake-Bar vor. Ich zögere nicht lange und schließe mich an. Im Angebot ist ein Sake-Tasting. Drei Sorten aus der Region werden zur Verköstigung ausgeschenkt. Dazu wird sechs Monate gereifter Tofu gereicht. Der Geschmack erinnert etwas an salzigen Käse.

Sake Tasting

Monika nimmt den Bus zum Hotel, während ich zu Fuß den Fluss entlang spaziere. Zum Abschluss des Tages haben wir uns mit einigen anderen zum Sushi verabredet. Am Fischmarkt gehen wir auf die Suche und werden auch fündig. Zwar ist das Restaurant ein Kaiten-Sushi, aber statt dem Sushi selbst fahren nur Illustrationen selbiger im Kreise. Ich fremdel zunächst mit der Situation, aber die nette Bedienung und das gute Sushi machen das schnell vergessen.